Der bewusste Einsatz von Achtsamkeit liegt ursprünglich in der buddhistischen Meditationspraxis begründet. Je nach Auslegung des Buddhusmus wird praktizierenden Buddhisten geraten das Achtsamkeit nicht nur während ihrer regelmäßgen Meditationen walten zu lassen, sondern auch möglichst in ihrem gesamten Alltag zu integrieren oder ihn gar danach auszurichten.
Den inzwischen emeritierter Proffessor der Molekularbiologie Jon Kabat-Zinn (USA) hat diese Idee so so fassziniert, dass er nicht nur begonnen hat, in diesem Bereich zu forschen. Er hat auch damit begonnen, Übungen zu entwickeln die Achtsamkeit ebenso erzeugen, aber auch in einen westlichen Alltag gut integrierbar sind. Er entwickelte mit einigen Mitbegründer:innen die inzwischen sehr bekannte "mindfulness based stress reduction therapy", eine Art der Psychotherapie, in der Patient:innen lernen sollen, sich durch Achtsamkeit willentliche und nichtwertend auf den jeweiligen Moment ausrichten und ihre Aufmerksamkeit bewusst darauf zu lenken.
Inzwischen ist Achtsamkeit nicht nur Bestandteil der "mindfullness based stress reduction therapie", sondern findet sich in zahlreichen anderen, modernen Therapieverfahren wieder.
In der Psychotherapie kommt Achtsamkeit z.B. in Form von bestimmten Übungen vor allem dann zum Einsatz, wenn die Stressregulation verbessert werden soll. In diesem Bereich ist die Wirksamkeit von Achtsamkeit besonders gut empirisch belegt. Da sich Stress nahezu auf alle psychischen Probleme negativ auswirkt, ist es also für die allermeisten Patient:innen, die sich in einer Psychotherapie befinden, hilfreich Achtsamkeit zu trainieren.
Doch auch über die Stressregulation hinaus gibt es aus der Forschung inzwischen zahlreiche Hinweise darüber, dass Achtsamkeit bestimmte Heilungsvorgänge unterstützt.
So können beispielsweise chronische Schmerzen durch Achtsamkeit reduziert werden. In bildgebende Verfahren, konnte nachgewiesen werden, dass sich die Hirnstruktur durch regelmäßiges Training verändert. Hirnareale, die z.B. für Gedächtnis und Aufmerksamkeit zuständig sind, wachsen (Hippocampus bspw.) und Areale, die für unsere emotionale Bewertung von Situationen verantwortlich sind, strukturieren sich um. Reaktionsschnelligkeit und Flexibilität können durch Achtsamkeit verbesser werden.
Zudem konnte gezeigt werden, dass Achtsamkeit das Körpergefühl und die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse verbessert. Dadurch werden „echte Entscheidungen" ermöglicht im Vergleich zu automatisierten, unbewussten Reaktionen auf einen Reiz hin.